Praxislösungen

Im Folgenden möchten wir Ihnen innovative Lösungsansätze sächsischer Wohnungsgenossenschaften im Rahmen der „Mitalternden Wohnung“ (Kombination baulich, technisch und sozial) unter regionalen Bedingungen vorstellen. Hierbei finden Sie einen Mix an unterschiedlichen Gestaltungs- und Nutzungskonzepten.

Wohnungsbaugenossenschaft Burgstädt e.G.

Die Wohnung wurde barrierereduziert (z. B. bauliche Maßnahmen wie bodengleiche Dusche, breitere Türen, schwellenlose Raumübergänge, schallgedämmte Decken) gestaltet sowie mit einem innovativen Hausautomatisierungssystem (ViciOne) ausgestattet. Als sichtbare technische Elemente werden Multisensoren und ein Bedienpaneel eingesetzt. Das technische Assistenzsystem arbeitet automatisch und unterstützend im Hintergrund, kann bei Wunsch aber auch durch Fingerdruck auf die entsprechenden Symbole des Bildschirmes einfach und komfortabel bedient werden. Das ermöglicht den Zugang zu notwendigen Informationen, Funktionen der Wohnungsinnensteuerung sowie zu einer Vernetzung nach außen in das Wohnumfeld (z. B. zur Begegnungsstätte oder dem Servicebüro der WBG).
Auf Basis eines Kooperationsvertrages mit der Volkssolidarität Glauchau/ Hohnstein-Ernstthal errichtete die WBG Burgstädt eG ein Kompetenzzentrum, dass den Bewohnern weitere wohnbegleitende und soziale Dienstleistungen zur Verfügung stellt.

Mit der Eröffnung am 10.07.2010 wurde die erste Pilotwohnung in der WBG Burgstädt eG eröffnet. Im 2. Halbjahr 2010 erzeugte diese ein hohes öffentliches Interesse. Vielfältige Medien aus Funk und Fernsehen, Presseorganen und Fachzeitschriften waren vor Ort und berichteten über die erste „Mitalternde Wohnung“. Mehr als 1000 Gäste (unterschiedlichste Bereiche: Wohnungsgenossenschaften, Wohnungsgesellschaften, Ministerien, soziale und technische Dienstleister, Krankenkassen, Vertreter von AAL-Projekten, Bewohner, Schüler,…) besuchten die Wohnung. Insbesondere die Diskussion mit jungen Menschen zeigte, dass diese Pilotwohnung auch deren Vorstellungen und Ansprüchen entspricht.

Somit kann das Konzept als bedarfsgerecht bezeichnet werden und ist unter dem Aspekt der Mitgliedergewinnung mit unterschiedlichen Nutzensaspekten für jegliche Zielgruppen relevant. Erste Befragungen der Besucher spiegeln wider, dass die überwiegende Mehrheit mit dem Aufbau der ersten Pilotwohnung und ihrer Ausstattung zufrieden ist und diese für beherrschbar hält. Weitere Wohnungen wurden modular nachgerüstet.
Mittlerweile werden die „Mitalternden Wohnungen“ der Wohnungsgenossenschaft bewohnt.

Wohnungsgenossenschaft "Fortschritt" Döbeln eG

Unter dem Konzept „AlterLeben” wurde am 26.06.2012 eine Musterwohnung in der Bertolt-Brecht-Straße 1 der Wohnungsgenossenschaft „Fortschritt“ Döbeln eG (WGF) eröffnet.

Zur Bereitstellung geeigneten Wohnraums setzt die WGF Döbeln auf eine praxis- und nutzerorientierte Umgestaltung durch bautechnische Maßnahmen, die Integration eines wirtschaftlich technischen Assistenzsystems und die Schaffung eines breiten Angebotes individueller sozialer Dienstleistungen.

Barrierearmut war das erste wesentliche Kriterium. Türöffnungen wurden verbreitert und Schwellen beseitigt. Die Dusche wurde bodengleich und mit klappbarer Duschwand sowie Klappsitz mit viel Bewegungsfreiheit ausgestattet. Die Erweiterung der Bewegungsräume vor Sanitäranlagen und der Kücheneinrichtung erleichtern tägliche Routinen. Eine Teilentkernung schaffte Platz für eine geräumige Essküche sowie im Flur für einen Garderobenbereich mit Einbauschrank.

Die technologische Lösung der Döbelner Musterwohnung stellte den zweiten Schwerpunkt dar. Der zentrale Knotenpunkt des Assistenzsystems in der Musterwohnung ist ein Touchscreen-Monitor, an dem alle Informationen zusammenlaufen. Das System regelt alle eingebundenen technischen Geräte. Die Informationen werden an eine Steuerung geliefert, die auf die jeweiligen Anforderungen der Mitglieder und Mieter eingestellt ist und lassen sich auf einem Touchscreen-Monitor, dem Fernseher, aber auch wahlweise über das Mobiltelefon bedienen. Funktionen der Wohnung werden über Sensoren gesteuert, die einen nicht ausgeschalteten Herd oder ein offenes Fenster an die Zentraleinheit melden. Warnungen und Informationen werden unaufdringlich in den einzelnen Räumen auch akustisch wiedergegeben.
Überwacht und gesteuert werden z. B. zentrale Daten wie Feuchtigkeit, Bewegung und Raumtemperatur oder die Stromversorgung der einzelnen Lichtquellen und der speziellen Küchengeräte. Darüber hinaus werden die Wassersysteme über Havariemelder in Bad sowie Küche kontrolliert und im Notfall abgestellt. Die Anzeige und Eingabe von Daten erfolgt über ein selbsterklärendes Programmsystem, dass so ausgelegt ist, dass alle Altersgruppen den technischen Anweisungen ohne Vorkenntnisse nachkommen können. Vielfältigste Funktionen sind in das Assistenzsystem eingebunden. So sorgt für mehr Komfort und Sicherheit an der Eingangstür ein individueller elektronischer Schlüssel, der die Tür ohne motorischen Aufwand über einen Leser öffnet. In akuten Notsituationen oder bei Havarien stellt eine verschlossene Wohnungseingangstür somit kein Hindernis mehr dar. Eine einfach zu bedienende und zuverlässige Einzelraum-Temperaturregelung realisiert in jedem Raum automatisch die gewünschte Wohlfühltemperatur. Individuelle Parameter können auf jedem Endgerät eingestellt und angezeigt werden. Wird beispielsweise ein Fenster geöffnet, so wird die Wärmezufuhr zum Heizkörper oder Heizkreis unterbrochen. Beim Verlassen der Wohnung wird automatisch geprüft, ob der Herd oder der Geschirrspüler noch eingeschaltet sind oder das Fenster noch offen steht.

Die Musterwohnung kann ab sofort nach Terminvereinbarung jederzeit besichtigt werden.

Die Technik hilft und ist wichtig, aber genauso wichtig ist auch das dritte Kriterium des sozialen Netzes ringsherum, welches auch je nach Bedarfslage mit technischer Assistenz gekoppelt werden kann. Hier bietet die WGF eine breite Palette, um die Interaktion und soziale Einbindung seiner Mitglieder und Mieter zu fördern.

Besonders hervorzuheben ist, dass in den letzten Jahren über 20 Freizeitgruppen gebildet wurden. Rund 400 Mieter haben in den sowohl sportlichen, künstlerischen oder kreativen Veranstaltungen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung gefunden. Das gemeinsame WIR-Gefühl zeigt sich in den jährlichen Großveranstaltungen, dem WGF Sommer- und Sportfest als auch den familiären WGF-Weihnachtsmarkt. Auch viele kleinere Veranstaltungen tragen zum Wohlfühlen bei.

LebensRäume Hoyerswerda eG

Für das Projekt WALLI – WO ALTER LEBEN LEICHTER IST wurde das Wohngebäude Straße des Friedens 1 bis 3, ein Flügelhochhaus mit Aufzug, ausgewählt. Gebaut wurde das Haus mit den 163 Wohnungen im Jahr 1979, von 1-Raum-Wohnungen bis 5-Raum-Wohnungen ist alles dabei. Bei der letzten Modernisierung 2007 wurde die Fassade instand gesetzt sowie der Eingangsbereich neugebaut, inklusive Concierge-Tresen Neubau, welcher am 05.05.2008 feierlich in Betrieb genommen wurde. Durch zwei Concierge-Mitarbeiterinnen ist die Verwaltung vor Ort möglich. Somit kann den Genossenschaftlern eine schnelle Bearbeitung von Reparaturen und Anliegen geboten werden. Ferner können verschiedene Concierge-Angebote genutzt werden, wie z. B. der Urlaubsservice, die Paketannahme, der Verkauf von Briefmarken, der Brötchen-Service und noch vieles mehr.

In diesem Objekt erfolgte der Umbau einer 58,66 m² großen 3-Raum-Wohnung, die den immer älter werdenden Mitgliedern der Genossenschaft durch Umbaumaßnahmen und verschiedene technische Assistenzsysteme ein unabhängiges Leben in ihren eigenen 4 Wänden so lange wie möglich sichern soll.

Im Kern steht der Lösungsansatz der „mitalternden Wohnung“ – ein flexibles Konzept, dass durch seine modulare Gestaltung eine hohe Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Bedürfnisse der Menschen sichert. Ausgehend von altersspezifischen Veränderungen werden spezielle Anforderungen für den Einsatz mikrosystemtechnischer und multimedialer Systemlösungen ermittelt und mit Dienstleistungskonzepten kombiniert. Dabei soll die Frage beantwortet werden: Wie viel Technik verträgt der Mensch, d. h. was ist auch im Alter leicht bedienbar und wo liegen die Grenzen zwischen mikrosystemischer Spielerei und echter Alltags-Unterstützung.

Gleichzeitig wird in „WALLI“ neben technischen Lösungen auch einfache Wohnerleichterungen hinsichtlich der Einrichtungsmöglichkeiten gezeigt. Die farbliche Gestaltung der Wohnung erfolgt auf Basis der Emotions- und Wahrnehmungspsychologie im Rahmen der Raumatmosphäre „natürlich-harmonisch“. 

Zusammenfassend wurden nachfolgende Gestaltungsansätze realisiert:

  • Zuschnittsänderung einer 3-Raum-Wohnung mit Umgestaltung der Raumnutzung Küche/Bad
  • Rückbau der Türschwellen in der Wohnung
  • Entfernen der Balkonaustrittsschwelle
  • Verglasung der Loggia mit leichter Öffnungsmöglichkeit
  • Einbau einer bodengleichen Dusche 80 x 100 mit Haltegriff und Klappsitz
  • Einbau eines Be- und Entlüftungssystems
  • Einbau einer Wohnungseingangstür mit Transponder und erhöhtem Einbruchschutz
  • Optisches Klingelsignal in den Nutzräumen
  • Verbesserung des Schallschutzes an den Decken und Wänden zu den Nachbarwohnungen
  • Einbau von Steuerungs- und Regelungstechnik der Firma LOC Sens
  • Installation von Kommunikationstechnik, einschl. Verkabelung bzw. W-LAN
  • Einbau von Notruftastern in Küche und Bad
  • Nutzung der vorhandenen BK-Technik einschl. Einbindung von Datenerfassungsgeräten zum Anschluss von mikrosystemtechnischen Anwendungen im Wohnbereich
  • Nutzungsperspektiven digitaler TV-Anschlüsse zur bidirektionalen Nutzerkommunikation (in Zusammenarbeit mit Primacom)

Einen Blick in die Wohnung anhand eines virtuellen Rundgangs erhalten Sie hier.

 

WG "eG" Penig

Zielstellung der Wohnungsgenossenschaft „eG“ Penig ist es, ein langes Wohnen in der gewohnten Umgebung unter Bereitstellung einer intakten Infrastruktur (baulich, technisch und sozial), einschließlich eines Dienstleistungsnetzwerkes zu ermöglichen.

Dabei sollen Lösungen Erleichterungen im Alltag durch barrierearme Wohnumgebung, technische Assistenz und ergänzende Dienstleistungen, insbesondere auch Unterstützung der Sicherheit des Nutzers selbst und der Abwehr von Gefahren darstellen. Die Lösungsmöglichkeiten sollten die individuellen Bedürfnisse berücksichtigen und für „jung“ und „alt“ geeignet sein.

Basierend auf den ersten Piloterfahrungen in der Wohnungsgenossenschaft Burgstädt eG eröffnete die Wohnungsgenossenschaft „eG“ Penig Ende November 2011 eine 2. Pilotwohnung im Rahmen des Projektes „AlterLeben“. Im Fokus dessen stand die Weiterentwicklung des Assistenzsystems sowie die Rollstuhl- und Behindertengerechtheit der Wohnung, die durch eine 2. Zugangsmöglichkeit mit integriertem Hublift sehr gut für Rollstuhlfahrer geeignet ist.

Die Wohnung verfügt über ein behindertengerechtes Bad mit abkippbarem Spiegel und unterfahrbarem Waschbecken sowie breitere Türen, schwellenlose Übergänge und entsprechende Bewegungsfreiräume.

Im Innern der Wohnung wurden neben den entsprechenden baulichen Anpassungen auch wiederum das technische Assistenzsystem „ViciOne“, Multisensoren und ein Touchpaneel integriert, welches dem zukünftigen Mieter ermöglichen soll, sicher und selbstbestimmt zu wohnen. Das Touchpaneel kann je nach Wunsch hoch und runter gefahren werden. Die funktionale Steuerung erfolgt über den auf dem Touchpaneel dargestellten Grundriss der Wohnung. So kann z. B. die Eingangstür geöffnet, das Licht und jede Steckdose an bzw. aus geschalten und die Heizung zentral geregelt werden. Bei Bedarf ermöglicht das System auch die Aufschaltung eines Notrufes.

Wohnungsgenossenschaft UNITAS eG, Leipzig

Ziel der WG UNITAS war es eine Musterwohnung zu schaffen, die umsetzbar ist und die Anforderungen der Interessenten weitestgehend berücksichtigt. Die Lösungsansätze sollten praktikabel und finanzierbar sowie übergreifend für nachfolgende Wohnungen nutzbar sein. Ein Langes Wohnen in der gewohnten Umgebung unter Bereitstellung einer intakten Infrastruktur (baulich, technisch und sozial), einschließlich eines Dienstleistungsnetzwerkes wird somit ermöglicht.

Das Objekt, welches ausgewählt wurde, ist ein Palttenbau PH 6, Baujahr 1985 mit innen liegendem Aufzug und einer Rampe im Eingangsbereich.

Nachfolgend werden beispielhaft Gestaltungsansätze der Musterwohnung aufgegührt.

Bauliche Ausstattungsmerkmale:

  • Schwellenfreiheit, soweit möglich,
  • offenes Wohnen,
  • Erhöhung der Türbreiten (1,01 m), Schiebetür (Bewegungsräume),
  • rutschhemmende Beläge (PVC und Fliesen),
  • farblich abgesetzte Gestaltung der Wohnräume,
  • bodengleiche Dusche mit erweiterter Bewegungsfläche,
  • Haltegriffe im Bereich Dusche / WC,
  • ergonomisch angepasste Einbauküche

Technische Ausstattungsmerkmale:

  • Elektronischer Schlüssel
  • Lichtsteuerung, automatisches Nachtlicht
  • Optisches Klingelsignal
  • Videoüberwachung
  • Alarmanlage
  • Paniktaster
  • Leckagesensoren
  • Heizungs- und Lüftungssteuerung

Dienste:

Das Einbinden von Dienstleistern, wie z. B. Essenbestellungen, Kommunikation mit Apotheken, Ärzten, Nachbarschaftshilfen oder Vereinen ist möglich. Durch bequeme Symbole auf der Benutzeroberfläche des Tablets oder im Browser des PCs lassen sich diese einfach aufrufen.

Angeboten werden sollen z. B.:

  • Notrufaufschaltung, Essen etc. – in Kooperation mit der Volkssolidarität
  • Kultur, Veranstaltungen, etc. – in Kooperation mit dem Nachbarschaftsverein
  • Lebensmittellieferungen etc. – in Kooperation mit einem Supermarkt
  • Medikamente, Lieferung, etc. – in Kooperation mit einer Apotheke
  • niedrigschwellige Hilfen – durch  „Nachbar ich brauch´ Dich!“

Wohnungsgenossenschaft VLW eG, Leipzig

Die Zielstellung des Projektes „LeichterLeben“ der Vereinigten Leipziger Wohnungsgenossenschaft eG ist die Erhaltung der Selbstständigkeit im häuslichen Wohnbereich mit der Verbindung von bautechnischen Maßnahmen, technischen Assistenzsystemen und persönlichen Dienstleistungen.

Die Probleme im Bereich des Wohnens der Zukunft sind von der Immobilienwirtschaft alleine nicht lösbar. Dazu ist eine Vernetzung mit der Gesundheitswirtschaft unabdingbar, um den Wunsch nach einem möglichst langen Leben in den eigenen vier Wänden gewährleisten zu können. Die Modellwohnung „LeichterLeben“ soll genau diesen Brückenschlag symbolisieren.

Einer möglichst breiten Zielgruppe wird erlebbar demonstriert, wie modernes Wohnen aussehen kann und will auch dazu motivieren, selbst etwas in den eigenen Wohnkomfort zu investieren. Bei der Wahl einer für das Projekt geeigneten Wohnung waren Zentrumsnähe und eine gute Infrastruktur entscheidend. Aber auch der Haustyp und der Grundriss spielten für die VLW eine Rolle und so fiel die Wahl auf einen unsanierten Plattenbau vom Typ WBS 70 im Leipziger Gerichtsweg 2. Eine Seite der Wohnung wurde vom Grundriss her völlig verändert: Nische, Dunkelküche, Dunkelbad und Kinderzimmer wichen einer größeren, hellen Küche, einem großzügigen Bad mit Tageslicht und einem einladenden Relaxbereich im neugeschaffenen Wintergarten mit großem Panoramafenster.

Aus einer ursprünglichen 3-Raumwohnung wurde eine 2-Raumwohnung mit Wintergarten. Die Gesamtgröße von 70 qm blieb dabei unverändert, nun jedoch mit einer deutlich besseren Raumnutzung. Es wurden einige Wände und Zimmertüren entfernt und durch variable Schiebeelemente ersetzt. Der innovative Projektansatz besteht in der Verknüpfung verschiedener eingebauter technischer Einzelkomponenten mit modellhaft dargestellten, sozialen Dienstleistungen und macht die Wohnung in dieser Form einzigartig.

Dieser Ansatz klingt nicht nur auf dem Papier gut, sondern ist für jeden Besucher greifbar und erlebbar. Von Juni bis Dezember 2011 war die Wohnung der Öffentlichkeit zugänglich. Seit 1. Januar 2012 steht sie den Mitgliedern der VLW und des Gästewohnungsrings als Gästewohnung zur Verfügung. Konzept und Wohnung erfahren dadurch eine nachhaltige Nutzung.

Besichtigungen sind nach individueller Vereinbarung möglich.

(Kopie 2)

WEWOBAU eG, Zwickau

In den Zeiten von Klimawandel und ständig steigenden Energiepreisen wird der Optimierung der Energieverbräuche im Wohungsbestand immer größere Bedeutung beigemessen. Ebenso erfordert der demografische Wandel neue Wohnformen und Serviceleistungen unterschiedlicher Art.

In der Optimierung der Energieverbräuche steckt großer Bedarf und großes Potential an Einsparmöglichkeiten. Dies hat die WEWOBAU eG Zwickau erkannt und gemeinsam mit einem Forscherteam der Westsächsischen Hochschule Zwickau und anderer Hochschulen/Fakultäten das Pilotprojekt „Low Energy Living“ ins Leben gerufen und „Intelligente Wohnungen“ geschaffen. Modernste Gebäudeleittechnik zur nachhaltigen Energieeinsparung wurden 2011 in einen Teil des Wohnungsbestandes integriert und bietet den Wohnungsnutzern auch Komfort, Flexibilität und Sicherheit.

Diese Wohnungsausstattung kann an die Lebensgewohnheiten und neue Lebensveränderungen der Mieter, auch im hohen Alter, individuell angepasst werden.

Herdüberwachungen, zentrale Abschaltung von Verbrauchern und vordefinierter Steckdosen sowie das automatische Absenken der Raumtemperaturen  beim Verlassen der Wohnung und während der Nacht dokumentieren nur einen kleinen Teil der möglichen Aktivitäten. Über sensible Deckensensoren erhält man Informationen zur aktuellen Luftfeuchte und Luftqualität. Ebenso reagiert dieser bei Rauch – und Brandentwicklung.

Über den Computer oder moderne Touch-Displays im Eingangsbereich der Wohnung können wichtige Informationen (Energieverbräuche, Busverbindungen, Ärztebereitschaft…) abgerufen werden.

Auch im hohen Alter selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden wohnen zu können ist der Wunsch vieler älterer Menschen. Denn hier fühlen sie sich geborgen, haben ihren eigenen Rückzugsort in gewohnter Umgebung mit all ihren persönlichen Erinnerungen.  Doch eintretende Veränderungen der Lebenssituation, beispielsweise durch Krankheit oder Pflegebedürftigkeit, können den gewohnten Alltag erheblich einschränken. Da wird die Nutzung der Wanne oder der Austritt auf den Balkon auf einmal zum unüberwindbaren Problem.

Auch hier wird die „Intelligente Wohnung“ entscheidende Hilfe leisten können. Über Bewegungssensoren könnten zum Beispiel auffällige Bewegungsmuster registriert werden, die auf einen Sturz oder Unwohlsein schließen lassen. Ein automatisches Notrufsystem informiert dann umgehend den Pflegedienst. Überlaufendes Wasser könnte erkannt und automatisch abgestellt werden. Eine Vielzahl weiterer Anwendungen, die zukünftig unser Leben erleichtern, sind denkbar.

Jüngstes Projekt der WEWOBAU eG Zwickau ist die Schaffung einer Musterwohnung unter dem Slogan „Älter werden – wohnen bleiben“ im Mai 2012. Durch individuelle Wohnraumanpassungen und kleinen Umbaumaßnahmen kann dann die Selbstständigkeit der Mieter bis in hohe Alter gefördert werden.  Mit einer fachgerechten Beratung wird individuell auf die Bedürfnisse der Mieter eingegangen und es können geeignete Lösungen unter Einbezug von Fördermitteln durch Pflegekassen realisiert werden.

Das Angebot reicht hier von Haltegriffen, über den Einbau von bodenebenen Duschen bis hin zu einem schwellenlosen Balkonaustritt. So wird die WEWOBAU der Entwicklung des demografischen Wandels entgegentreten und den älteren Mitgliedern der Genossenschaft noch lange ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen.

Mit ihrem Projekt "Ein Zuhause mit (Mehr-)Wert!" hat die Wohnungsgenossenschaft am 02. Juli 2015 den Genossenschaftspreis Wohnen gewonnen. Das Konzept beinhaltet eine neue energiesparende Gebäudeausrüstung, die mit einer Smart Home-Infrastruktur gekoppelt ist.

Technische Lösungen zur Energieeinsparung sind essentielle Bausteine für die Wohnungen der Zukunft. Der Wettbewerb hat gezeigt, dass Wohnungsgenossenschaften bereits neue Energiekonzepte entwickeln, innovative Lösungen zur Gebäudesanierung umsetzen und beim klimafreundlichen Bauen und Wohnen sehr aktiv sind. Bundesbauministerin und Schirmherrin Barbara Hendricks lobte in ihrer Rede anlässlich der Preisverleihung die nachhaltigen Geschäftsmodelle der ausgezeichneten Genossenschaften. Die Ministerin sieht die Gesellschaften als „Partner der Kommunen“, die „einen wichtigen Beitrag zum bezahlbaren Wohnen leisten können“.

Das preisgekrönte Projekt der Wewobau eG Zwickau umfasst die standardmäßige Ausrüstung von 180 Wohnungen mit einer Technischen Gebäudeausrüstung, die per KNX-Feldbus miteinander kommuniziert. Diese Technik ermöglicht beispielsweise die automatische Regulierung der Raumtemperatur beim Betreten und Verlassen der Wohnung. Überdies erkennt das System selbsttätig, wenn Fenster geöffnet werden, und setzt die Leistung der Heizkörper entsprechend herab. Zusätzlich können von den Genossenschaftsmitgliedern, je nach individuellem Bedarf, weitere Einzelkomponenten wie abschaltbare Stromkreise oder Smart Meter erworben werden. Diese Infrastruktur wurde in Kooperation mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau entwickelt. Weiterhin wird auch daran gearbeitet, die Technische Gebäudeausrüstung um altersgerechte Assistenzsysteme zu erweitern.

 

Wohnungsgenossenschaft Schwarzenberg eG

Gemeinsam mit Projektpartnern aus Wissenschaft und Industrie realisierte die Wohnungsgenossenschaft Schwarzenberg eG im Wohngebiet „Sonnenleithe“ ein Projekt, welche alle genannten Aspekte intelligenten Wohnens vereint.

Zuerst erfolgte eine Herabstufung des Gebäudes „Wiesengrund 2-8“ von 6 auf 4 Etagen. Im Anschluss wurde der bestehende Wohnraum den veränderten Wohnbedürfnissen unter Berücksichtigung der demographischen Veränderungen angepasst.

Es entstanden Angebote für einen modernen seniorengerechten aber auch familiengerechten Wohnraum in einem Gebäude. Nach umfangreichen Grundrissänderungen konnte in den oberen drei Etagen eine moderne barrierefreie Raumaufteilung erreicht werden. Des Weiteren sind alle Wohnungen mit einem modernen Fahrstuhl erreichbar und wurden mit großzügigen neuen Balkonen ausgestattet.

Die attraktive Farbgestaltung des Komplexes sowie sehenswerte Außenanlagen mit kleinen Sitzgruppen tragen zum Gesamtbild bei, welches die Qualitäten des Wohnstandortes unterstreicht.

Durch den zusätzlichen Einbau von moderner Haustechnik soll den zukünftigen Mietern ein Höchstmaß an Sicherheit sowie ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden bis ins hohe Alter gewährleistet werden. Die Aufgabe einer modernen und zukunftssicheren Gebäudetechnik ist es, alltägliche Abläufe intelligent zu steuern, den Wohnkomfort zu verbessern, die Sicherheit zu erhöhen und gleichzeitig Energie zu sparen. Beim aktuell umgebauten Gebäude liegt das Hauptaugenmerk auf der Bezahlbarkeit und einer flexiblen Nutzung der Gebäudeausstattung, die die folgenden Kriterien erfüllt:

1. Wirtschaftlichkeit
Der schonende Umgang mit Energie liegt in der Verantwortung jedes einzelnen Nutzers. Unter ökologischen Aspekten geht es um die Schonung unserer Umwelt - jedoch gewinnen ökonomische Aspekte aufgrund ständig steigender Energiepreise zunehmend an Bedeutung. Moderne Gebäudetechnik und intelligente Software ermöglichen ein Energiemanagement, das Verbräuche senkt. Dieser Effekt kommt dem Mieter durch sinkende Betriebskosten zugute. In deutschen Haushalten werden etwa drei Viertel der Energie für die Heizung aufgewendet. Aus diesem Grund bestehen in diesem Bereich die größten Einsparpotenziale. Eine Absenkung der Raumtemperatur um nur 1 °C macht eine Energieersparnis von 5 bis 6 Prozent möglich. Im Wohngebäude „Wiesengrund 2-8“ verhindern intelligente Regelungsalgorithmen ein Überheizen der Räume und sorgen für die gewünschten konstanten Raumtemperaturen. Dies trägt zur Einsparung von Heizenergie bei.

2. Sicherheit
Laut statistischem Bundesamt kamen im Jahre 2009 ca. 400 Menschen durch Brand- oder Raucheinwirkung deutschlandweit ums Leben. Der Großteil dieser Personen wurde im Schlaf überrascht. Todesursache waren nicht Flammen, sondern giftiges Rauchgas (Kohlenmonoxid). Die im Rahmen des Projektes installierten Rauchmelder sorgen durch die akustische und optische Signalisierung von Rauch- oder Brandalarm in der einzelnen Wohneinheit sowie in den Treppenhäusern für zusätzliche Sicherheit. Als weiterer wichtiger Aspekt wurde in allen Wohnungen ein Kommen/Gehen Taster installiert. Das Betätigen dieses Tasters beim Verlassen der Wohnung bewirkt die Abschaltung sämtlicher Verbraucher (Kühlgeräte ausgenommen). Dies minimiert u. a. den Standby-Verbrauch von Elektrogeräten und trägt zusätzlich zum notwendigen Brandschutz bei.

3. Komfort
Voreingestellte Parameter lassen sich jederzeit und bedarfsgerecht an die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Mieters anpassen. Dies schließt eine Überwachung und Regelung der raumbezogenen Sollwerte für die Heizung und das Schalten von Leuchten innerhalb der Wohnung ein. Eine optische Klingel erlaubt hörgeschädigten Personen das Registrieren von Besuchern an der Wohnungs- bzw. Haustür. Die mit der modernen Gebäudetechnik ausgestatteten Wohnungen ermöglichen die Aufstockung zusätzlicher unterstützender Assistenzfunktionen.

Das Projekt ist ein Beispiel der Einbindung hochmoderner Technik im Bereich des Wohnens. "Bei der Planung legte der Systemintegrator ein besonderes Augenmerk auf die Wirtschaftlichkeit und versuchte die KNX-Technik nach Möglichkeit immer mit konventionellen Geräten zu koppeln. So wurden beispielsweise keine hochwertigen Tastsensoren eingebaut. Auch die Temperatur lässt sich nicht über integrierte Displays ablesen, sehr wohl aber über ein iPad oder iPhone. Realisiert wurde eine Tag- und Nacht- bzw. Kommen- und Gehen-Schaltung, das heißt bei Anwesenheit von Personen in der Wohnung werden die Räume auf einen „Komfortzustand“ gesetzt. Dann sind alle Steckdosen betriebsbereit und die Temperatur wird auf einen vordefinierten Sollwert gebracht. Verlässt ein Mieter die Wohnung oder geht schlafen, kann er über einen einzigen Tasterdruck die Wohnung in eine Art Stand-by-Modus bringen.

In diesem Fall wird die Temperatur je nach Wunsch um drei oder vier Kelvin abgesenkt, und die Steckdosen werden stromfrei geschaltet. Dabei kann der Mieter selbst wählen, ob und falls ja, welche Steckdosen weiterhin aktiv bleiben sollen. Um den Bedienkomfort und die Orientierung zu erleichtern, wurde neben der Wohnungstür ein LED-Signal installiert, das sofort anzeigt, ob der aktive oder der Stand-by-Modus vorliegt. Diese Option werde, so Zimmermann, von den Bewohnern geschätzt, zumal sie auch für Sicherheit sorgt.

In das Sicherheitskonzept eingebunden wurden auch Rauchmelder, die über Binäreingänge auf die KNX-Anlage aufgeschaltet sind. Implementiert wurde außerdem die Funktion, dass bei geöffnetem Fenster die Heizkörper in den Frostschutzmodus gehen, was wesentlich zur Energieersparnis beiträgt. Für ein Mehr an Wohnqualität sorgt ein im Wohnzimmer installierter CO2-Sensor, der darüber hinaus auch die relative Luftfeuchte misst.

Selbst der Zugang zu moderner Medientechnik wurde bedacht. So gibt es ein hausinternes WiFi-Netz, das zehn in den Fluren installierte Access Points umfasst. Über dieses Netz hat jeder Bewohner die Möglichkeit, sich via iPad oder iPhone einzuloggen, um etwa die Sollwerte seiner Heizung zu verändern oder das Licht ein- oder auszuschalten." (Auszug aus: JUNG: KNX-Technik in der Sanierung von Plattenbauten, URL: http://www.jung.de/691/presse/knx-technik-in-der-sanierung-von-plattenbauten/ )