Soziales

Die genossenschaftlichen Grundprinzipien Solidarität, Selbsthilfe und Selbstverantwortung spiegeln sich auch in der Übernahme sozialer Aufgaben wider.

Um auf Fragen und Probleme der Bewohnerschaft zu reagieren, bieten die Sächsischen Wohnungsgenossenschaften eine Bandbreite von sozialen Dienstleistungen an. Realisiert wird dies über die Genossenschaft selbst und zum Teil in Kooperation mit Sozialverbänden. Soziale Dienste für die Bewohnerschaft werden dabei ressortübergreifend in den Wohnungsgenossenschaften koordiniert.

In den 56 Wohnungsgenossenschaften gibt es lediglich 12 Sozialbetreuer/-arbeiter, die auch spezielle Beratungsleistungen übernehmen. Hier bedarf des Ansatzes von mehr „Sozialen Kümmerern“, die niedrigschwellig die Schnittstelle zwischen Bedarfen der Mieterschaft, Wohnungsgenossenschaften und angebundenen Sozialpartnern bilden. 

Das Konzept des Sozialen Kümmerer wurde erstmalig von dem SFZ Förderzentrum gGmbH und der Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft eG unter der Stellenbezeichnung „Sozialer Hausmeister“ ins Leben gerufen. Damit konnten im Jahr 2015 konnten erste Erfahrungen zum Konzept gesammelt und landespolitisch transferiert werden.

Im Rahmen der Unterstützung durch das Sächsische Ministerium für Soziales und Verbraucherschutz wurde eine Pilotförderung im Rahmen der Richtlinie Förderung der sozialen Arbeit (FöRL Soziale Arbeit) gewährt um weitere „soziale Kümmerer“ in verschiedenen Wohnungsgenossenschaften zu etablieren. 

Mit einer Neuauflage der Förderung werden „Soziale Kümmerer“ in verschiedenen sächsischen Wohnungsgenossenschaften in den Städten Bautzen, Chemnitz, Dresden, Döbeln, Olbernhau, Schneeberg, Werdau und Zwickau gefördert. Mit den Transfer-Pilotprojekten „Sozialer Kümmerer“ soll in sächsischen Städten und im ländlichen Raum die Realisierbarkeit der „Netzwerker“ weiter erprobt werden.

"Unser Ziel ist, dass sich alle Menschen, ob mit oder ohne Behinderung, selbstbestimmt in allen öffentlichen Räumen ohne Hilfe und ohne Voranmeldung bewegen können. Dazu müssen wir noch mehr Barrieren abbauen und bedarfsgerechte Unterstützungsangebote ausgebaut werden", erklärte die sächsische Sozialministerin Barbara Klepsch. "Mit dem Sozialen Kümmerer schaffen wir eine Vertrauensperson, die direkte und unbürokratische Hilfe vor Ort geben kann." (Quelle: Medienservice Sachsen,19.06.2016)

Der „Soziale Kümmerer“ stellt damit eine niedrigschwellige Vertrauensperson dar, die den Bewohnern als Ansprechpartner zur Verfügung stehen soll und bei Bedarf Hilfe- und Handlungsketten initiiert. Dies ist eine Lösungsmöglichkeit für die seit Jahren in der Praxis bestehenden Hürden wie Angst, Schamgefühl, Unsicherheit der betroffenen Bewohner, die gegenüber professionellen Akteuren aus der Sozial- und Wohnungswirtschaft auftreten. Denn die Praxis zeigt, dass Hilfesuchende zumeist erst an Dienstleister herantreten wenn die Situation „am schlimmsten“ ist (vgl. auch Sozialbefragung).

Mit einem rechtzeitigen und effektiven Ansatz können Vernetzungs-, Überleitungs- und Unterstützungsprozesse besser gelingen. Die Aufgaben im Sinne der Zielerreichung des „Sozialen Kümmerers“ sind daher:

  • Mit unterstützungsbedürftigen Personen ins Gespräch zu kommen, dabei Bedürfnisse zu erkennen und artikulieren zur Früherkennung von Hilfesituationen (bspw. Vereinsamung, Verwahrlosung)
  • Hilfe zur Selbsthilfe zu geben
  • Sensibilisierung im Quartier erreichen (Nachbarschaft, Dienstleister etc.) und Schaffung von Gelegenheiten für Austausch, Gestaltung des sozialen Miteinanders
  • Vermittlung von professionellen Ansprechpartnern für verschiedene Bedarfe und Hilfsangebote
  • Schnittstellen zwischen Hilfesuchenden und Professionellen unterstützen
  • Schaffung eines Netzwerkes als Schlüssel zur Informationsweiterleitung zwischen verschiedenen Bereichen der Wohnungswirtschaft und professionellen Akteuren
  • Organisation von Nachbarschaftshilfe und Kontaktherstellung zu Alltagsbegleitern
  • Ansprechpartner für Alltagsbegleiter sein und diese in ihrer Arbeit zu bestärken, zur gegenseitigen Kommunikation anregen

Dazu haben die „Sozialen Kümmerer“ ferner unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte.

Die Kümmerinnen und Kümmerer werden durch den VSWG und das Begleitetes Wohnen e.V. im Rahmen von  Chemnitz+ begleitet. Ziel ist es, die verschiedenen Ansätze zu beschreiben, Erfolgsindikatoren zu bestimmen und die Bedeutung der niederschwelligen Herangehensweise zu verdeutlichen. Als Arbeitsgrundlage dient dazu ein im Projekt entwickeltes Dokumentations- und Fallsystem. Die Austauschtreffen werden in regelmäßigen Abständen stattfinden und dienen neben dem Erfahrungstransfer auch der Kompetenzvermittlung, indem Inhalte und Werkzeuge der Sozialen Arbeit an die Kümmerinnen vermittelt werden.